326
Spanien
und
Portugal.
Italien.
Türkei.
Groß-
britannien.
Frankreich.
Deutschland.
Zweite Periode.
Dom westfälischen Frieden bis zur ersten französischen Revolution
(1648—1789).
§ 99.
Geographische Uebersicht.
1) Auf der pyrenäischen Halbinsel bestanden seit 1640 wieder die beiden Königreiche Portugal und Spanien selbständig neben einander. Spanien besaß noch Neapel und Sicilien, Sardinien, Mailand, Belgien und bis 1674 die Franche Comis und den größten Theil von Amerika.
2) Auf der apenninischen Halbinsel waren seit dem vorigen Zeitraum keine bedeutenden Veränderungen vorgekommen. Venedig hatte einiges Land an den Kaiser und an den Papst, Eypern an die Türken abgetreten. Ferrara war beim Aussterben des Hauses Este an den Kirchenstaat gekommen.
3) Auf der Balkan-Halbinsel war das osmanische Reich in seinem früheren Bestände verblieben; nur der Peloponnes kam vorübergehend an die Republik Venedig von 1687—1715.
4) Großbritannien bestand seit 1603 aus den vereinigten Königreichen England, Schottland, Irland, mit den normannischen Inseln, Wight, Anglesea und Man, sowie den Orkaden, Hebriden und Shetlandsinseln. Im Frieden zu Utrecht (1713) erhielt es Gibraltar und Minorca, von Frankreich die Hudsonsb.n, Neu-foundland, Neuschottland und Neubraunschweig, und 1763 Canada und einige von den kleinen Antillen.
5) Frankreich hatte im westfälischen Frieden außer den Bisthümern Metz, Toul und Vcrdun, welche es schon seit 1552 besaß, den österreichischen Theil des Elsasses, den Sundgau, die Festungen Breisach und Philippsburg, und die Neichsvogtei über zehn elsässische Reichsstädte erhalten. 1681 nahm cs Straßburg gewaltsam weg, welches ihm 1697 mit den reunirten Ländern und mit der Franche Eomte verblieb. Es gewann einen Theil der spanischen Niederlande, Lothringen und Eorsica.
6) In Deutschland hatten die Schweden Vorpommern und Rügen, einen Theil von Hinterpommern, Wismar und die Bisthümer Bremen und Verden unter Hoheit des deutschen Reichs erhalten. Das Haus Habsburg hatte seine Besitzungen im Westen zum Theil eingebüßt; es besaß Böhmen, Mähren, Österreich Ungarn, Siebenbürgen, Eroatien, Slavonien, Jllyrien und Tyrol. 1675 setzte es sich bei dem Tode des Herzogs von Liegnitz in den Besitz von Schlesien. Durch
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Extrahierte Ortsnamen: Portugal Italien Frankreich Deutschland Portugal Spanien Spanien Neapel Sicilien Sardinien Mailand Belgien Amerika Ferrara Balkan-Halbinsel England Schottland Irland Utrecht Frankreich Frankreich Elsasses Breisach Philippsburg Lothringen Deutschland Schweden Hinterpommern Wismar Haus_Habsburg Ungarn Tyrol Liegnitz Schlesien
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die erste Theilung Polens (1772) erhielt es außer der Zipser Gespannschaft noch Galizien und Lodomirien als ein eigenes Königlich.
Brandenburg erhebt sich in dieser Periode zum Range einer europäischen Großmacht. Im westfälischen Frieden erlangte es den östlichen Theil von Hinterpommern und die säcularisirten Stifter Magdeburg, Minden, Halberstadt und Camin als weltliche Fürstentümer; im Frieden zu Oliva, einem Kloster bei Danzig,
(1660) erhielt der große Kurfürst das Herzogthum Preußen als unabhängiges Land; sein Sohn nahm 1701 den Königstitel an. Im Frieden von Utrecht (1713) erhielt Preußen das Herzogthum Geldern und Neufchatel, 1720 Stettin, Usedom,
Wollin und Vorpommern und im Hubertsburger Frieden (1763) Schlesien. Durch die erste Theilung Polens (1772) erlangte Preußen das 1466 an Polen abgetretene Westpreußen (außer Danzig und Thorn) und den Netze-Distrikt.
§ 100.
Das Ende der englischen Revolution.
Mit dem Tode Karls T. (1649) war England eine Republik geworden. England Am Tage der Hinrichtung des Königs (8 95) erklärte das Haus der Gemeinen Republik Jeden für einen Verräther, welcher den Prinzen von Wales oder sonst Jemanden ^-leeo. zum Könige vorschlagen werde, und schrieb eine Eidesformel vor, welchen Jeden zur Treue gegen die bestehende Regierung ohne König und ohne Oberhaus verpflichtete.
Allein die Schotten und Irländer ergriffen für Karl Ii. die Waffen, welcher besiegt wurde und nach mancherlei Abenteuern in die Normandie entfloh.
Der englische Gesandte im Haag war, weil er die Anklageakte gegen Karl L Die Navi-versaßt hatte, ermordet, sein Nachfolger auf der Straße mishandelt worden. Ans Rache erließ das Parlament die Navigationsakte (1651), welche gebot, daßmit Holland, außereuropäische Waaren nur auf englischen, europäische nur auf Schiffen Englands oder des erzeugenden Landes eingeführt werden könnten. Den Holländern war diese Akte so gefährlich, daß sie die Zurücknahme derselben forderten und ihre übermächtige Flotte in den Canal schickten. Mit aller Energie rüstete das englische Parlament eine Kriegsflotte aus. Das Kriegsglück begünstigte seinen Admiral Blake, welcher 1653 in einer dreitägigen Schlacht die Holländer unter ihren berühmten Führern Tromp und Runter schlug. Die Navigationsakte ist 1821 und 1825 wesentlich gemildert und der Verkehr aller mit England in Frieden lebenden Nationen auf gleichen Fuß gesetzt worden.
Als Schottland und Irland unterworfen waren, wollte das Parlament die Gromn)eli Landmacht, auf welcher Cromwells Ansehen ruhte, verringern. Cromwell jagte «magt^das es darum auseinander und ordnete ein neues an (das Barebone-Parlament), Parlament welches aus „frommen, gottessürchtigen Leuten" bestand.*) Aber auch dieses ver-
*) Wenn man die Namen derselben liest (Habakuk, Hesekiel, Zerubabel re.), glaubt man sich in einen alttestamentlichen Sanhedrin versetzt. Andere Vornamen, wie Wiedergeboren, Seitreuimglauben, Tödtediesünde k., waren von neuer puritanischer Erfindung. Der Bruder eines Parlamentsmitglieds, des Lederhändlers Barebone, welcher den Vornamen „Preisegott" führte, hieß insgemein Verdammter Barebone, denn von seinem gespreizten Vornamen: „Wenn Christus nicht für uns
gestorben wäre, wir wären ewig verdammt" hatte man ihm den besten Theil weggeschnitten.
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Extrahierte Ortsnamen: Polens Galizien Brandenburg Hinterpommern Minden Halberstadt Danzig Utrecht Stettin Wollin Schlesien Polens Polen Danzig Thorn England England Wales Holland Englands England Schottland Irland
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gegen Bürgschaft entlassen werben muß. Dieses Gesetz und die zugleich versuchte Ausschließung Jakobs von der Thronfolge hatte Störungen und mehrere Parlamentsauflösungen zur Folge und gab Veranlassung, daß die politischen Parteien der Torys und Whigs (Hof- und Volkspartei) sich immer mehr ausbildeten. 6 jj
Trotz der Test-Akte bestieg Jacob Ii. den englischen Thron nach dem Ableben^,6g5°_j68’9) seines Bruders. Seine Bemühungen, die Tefbafte außer Kraft zu setzen, und seine die offene Parteinahme für Ludwig Xiv. gegen Holland (1686) regten das englische Volk heftig auf. Als 1688 dem König ein Sohn geboren worden war, rief man den Schwiegersohn Jakobs Ii., Wilhelm Iii. von Oranien, mit niederländischen Truppen zum Schutze der englischen Kirche und Gesetze herbei. Jakob verlor den Thron, da er zu spät zur Nachgiebigkeit bereit war, und die katholische Linie der Stuart ward für immer vom Throne ausgeschlossen. Wilhelm von Oranien er-Mlhelm Iii. hielt (1689—1702) die Klone und fand in England und Schottland allgemeine Ana1689-1702'^ Erkennung; Irland mußte bezwungen werden und wurde schwer gezüchtigt. Wilhelm führte eine ächt konstitutionelle Regierung. Unter ihm wurde (1689) die Toleranzakte erlassen und durch die Successionsakte (1701) festgestellt, daß das Oberhaupt des englischen Königreiches dem protestantischen Glauben angehören müsse.
Durch die bill of rights, welche er bet seiner Thronbesteigung annahm, wurde die regelmäßige Berufung des Parlamentes angeordnet, sowie das Steuerbewilliguiigs-recht desselben anerkannt, die Freiheit der Parlamentswahlen und die Verantwortlichkeit der Parlamentsmitglieder nur vor dem Parlament gesichert.
Wilhelm Iii. Hat sich um ganz Europa dadurch verdient gemacht, daß er, nach- Gr )fl mtn dem er Jakobs Versuche, den englischen Thron zu erobern, abgewiesen Hatte, Europarudwigxiv. von dem drohenden Nebergewichte Frankreichs rettete. Sein Seesieg bei la Hogue (1692)entscheidet dasuebergewicht der englischen über die französische Flotte. Im Frieden zu Ryßwick mußte Ludwig Xiv. der ferneren Unterstützung Jakobs Ii. entsagen und Wilhelm Iii. als rechtmäßigen König von Großbritanien anerkennen. 1701 warb eine Parlamentsakte veröffentlicht, wonach dem Hause Hannover auf Wilhelms Wunsch die Succession in England gesichert wurde. Das Haus Hannover, welches noch jetzt ans dem englischen Thron sitzt, stammt in weiblicher Linie von den Stuarts ab, indem die damalige Kurfürstin Sophia, Gemahlin des Kurfürsten Ernst August und Mutter Georgs I., eine Tochter des unglücklichen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, mithin eine Enkelin Jakobs I. war. Wilhelm Iii. starb 1702.
Aus Wilhelm Iii. folgte seine Schwägerin Anna, welche lange unter ganz- Anna licher Abhängigkeit von den Whigs, besonders von dem Herzog von Marlborougt)/1702-1714^ regierte. Von ihrer Theilnahme am spanischen Erbfolgekrieg handelt der folgende Paragraph. Unter ihrer Regierung erfolgt die Aufhebung des schottischen Parlaments, das mit dem englischen vereinigt wird (1707); so verwirklichte sich die lang erstrebte Union zwischen England und Schottland. Der Sturz des Ministeriums der Whigs und die in dasselbe eintretenden Torys beschleunigten den Frieden mit Frankreich am Ende des spanischen Erbfolgekriegs, welcher 1713 zu Utrecht erfolgte. In demselben erhält England Gibraltar und Menorca, die Hud. sonsbailänder, Neusoundland, Neubraunschweig und Neuschottlanb (Acabien) und die Anerkennung der protestantischen Erbfolge. Mit Anna stirbt das Haus Stuart auf dem englischen Throne aus (1714); ihr folgte Georg I. von Hannover (1714— Gcorg I. 1727). v. Hannover.
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Extrahierte Ortsnamen: Holland England Schottland Irland Europa Europarudwigxiv Frankreichs Hannover England Hannover England Schottland Frankreich Menorca Haus_Stuart Hannover
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stabt Amsterdam retteten und das Land unter Wasser setzten. Auch an einem andern Punkte war das Glück günstig; als die französische Flotte auf Texel landen wollte, folgte Ebbe auf Ebbe, die Flut blieb aus, und ein hinzutretender Sturm trieb sie wieder aus die hohe See zurück. Admiral Ruyter gewann Zeit, die Küste zu decken. Nur Spanien, Lothringen und der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg traten zu Gunsten der Holländer auf, welche den Prinzen Wilhelm von Oranten eben zum Statthalter*) erwählt hatten. Zwar wurde der Kurfürst von Brandenburg bald zu einem Frieden gezwungen, allein er trat bald wieder in den vom Kaiser und von Spanien gestifteten Bund wider Ludwig, welchem auch das deutsche Reich und Dänemark sich anschlossen. Nur die Schweden standen auf Ludwigs Seite und fielen in Brandenburg ein, während Friedrich Wilhelm sich auf dem Marsche nach Franken befand, um sich mit dem österreichischen General Montecuculi zu vereinigen. In Eilmärschen und auf Wageu kehrte er mit seinen Truppen zurück und lieferte den Schweden die Schlacht bei Fehrbellin (1675), in welcher er siegte**) Am Tage vor dieser Schlacht war Marschall Tmenne bei S asb ach von einer Kanonenkugel getödtet worden. Vier Jahre währte der Krieg. Ludwig Xiv. war trotz seiner Siege des Krieges müde, weil der Aufwand an Geld und Mannschaft Frankreichs Kräfte überstieg, und schloß, nachdem England schon 1674 mit Holland Frieden gemacht hatte, den Frieden zu Nymwegen (1679), in welchem Frankreich die Franche Eomte gewann. Als der große Kurfürst die den Schweden abgenommenen Länder (1679) wieder abtreten mußte, weil der Kaiser ihn aus Eifersucht preisgegeben hatte, rief er voll Schmerz aus: „Möchte einst aus meinem Geschlechte ein Rächer entstehen!"
2. Die Reunionen und Gewaltthätigkeiten Ludwigs Xiy.
Der Parlamentsrath Nvland de Nevanlx legte 1680 Ludwig Xiv. einen Teu^i'rbtm^ut„ Plan vor, wie er bedeutende Lä'iderstrecken erwerben könne, wenn er die im tuest- sches Gebiet sälischen, pyrenäischen, Aachener und Nymweger Frieden gebrauchten Worte, es seien die bezeichneten Länder mit allen ihren Dependenzen an Frankreich abgetreten, richtig auslegen lasse. Sogleich ließ Ludwig vier Gerichtshöfe unter beut Namen Reunionskammern zu Metz, Breisach, Besänge n und Tournay errichten, welche feststellen sollten, was er an Land und Leuten noch anzusprechen habe. Diese brachten heraus, daß Rechtsansprüche auf die 10 vereinigten Reichs-stäbte im Elsaß, auf Zweibrücken, Saarbrück, Mömpelgarb, Lauter-bürg, Germersheim, Luxemburg, Trier x. vorlägen. Ludwig nahm 1681 „jmnit Strafiburg und besetzte alle die Orte, welche die Reunionskammern ihm zuge- Siras-burg sprechen hatten. Die deutschen Fürsten saßen inzwischen in Frankfurt und stritten 1681
*) Trotz des ewigen Edictes (1667), welches das Kommando der Land- und Seemacht für unvereinbar mit der Statthalterwürde erklärte, wählte man 1672 den Prinzen Wilhelm Iii. von Oranien zum Generalcapitän der niederländischen Union. Der Rathspensionär Johann de Witt und sein Bruder Cornelius, Gegner des Prinzen von Oranien und seiner Freunde, kamen in Verdacht, sie stünden mit Frankreich in Verbindung und trachteten dem Prinzen nach dem Leben; beide Brüder mm den von dem aufgeregten Pöbel ermorbet.
**) Die Erzählung von der Rettung des Kurfürsten durch den Stallmeister Fry-ben wird neuerdings bezweifelt.
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Extrahierte Ortsnamen: Amsterdam Spanien Lothringen Brandenburg Spanien Brandenburg Eilmärschen Fehrbellin Frankreichs England Holland Frankreich Ludwigs_Xiy Frankreich Breisach Elsaß Saarbrück Germersheim Luxemburg Frankfurt Frankreich
4. Der spanische Erbfolgekrieg (1701—1714).
Die Hab?- König Karl Ii. von Spanien, der letzte Habsburger auf dem spanischen Throne, Spanien'er- lvar kinderlos. Als er von einem Vertrage Kunde bekam, welcher zum Behufe der Sr" Ii ****** !kiner Länder zwischen Frankreich und den Seemächten (England und
lyoo. ' Holland abgeschlossen war (1698), setzte er den Kurprinzen Joseph Ferdinand von
Baiern, dessen Großmutter eine Schwester Karls Ii. gewesen war, zum Universalerben ein. Allein der Kurprinz starb schon am 8. Februar 1699. Frankreich und
die Seemächte verabredeten einen zweiten Theilungsplan und forderten den Kaiser Leopold I. auf, demselben beizutreten, was dieser aber ablehnte. Da gelang es den Bemühungen des französischen Gesandten in Madrid, den schwachen König zur Abfassung eines Testamentes zu vermögen, in welchem mit Umgehung des durch Hausverträge erbberechtigten Österreichs der zweite Enkel Ludwigs Xiv, Herzog Philipp von Anjon, zum Erben der spanischen Monarchie eingesetzt wurde. Bald darauf, am 1. November 1700, starb Karl Ii Ludwig Xiv. erklärte sich nach kurzem Bedenken für Annahme des Testamentes, und Philipp V. hielt seinen Einzug in Madrid. Kaiser Leopold aber beschloß, die Ansprüche seines Hauses mit Waffengewalt geltend zu machen- So kam es zu dem unter dem Namen des spanischen
Erbfolgekrieges bekannten dreizehnjährigen Kriege (1701—1714).
Der spa- Auf Ludwigs Seite standen Spanien, die Kurfürsten von Barern und Köln;
Egekrilg' mit Kaiser Leopold waren England, Holland und das deutsche Reich, besonders Brandenburg verbündet, welches letztere für das Versprechen seines thatkräftigen 6esmnt Beistandes damals die Anerkennung seiner Königswürde erhielt. Ander
Spitze der kaiserlichen Truppen stand Eugen von Savoyen; er eröffnete den Krieg in in Italien-Italien, schlug den General Catinat und nahm den Marsch all Villeroi gefangen. Der Nachfolger desselben, Herzog von Vendöme, brachte den Prinzen durch seine ungeheure Truppenmacht in Verlegenheit, und der Kaiser konnte keine Verstärkungen schicken. Der Kurfürst vou Baiern war nämlich in Tyrol eingedrungen, um sich mit Vendome zu vereinigen und dann vor Wien zu rücken. Allein die heldenmütigen Tyroler unter dem Amtmann Martin Sterzinger trieben ihn dem Lande hinaus. Die Baiern vereinigtest sich nun mit einem französischen Heere, welches unter Villars durch Schwaben eindrang, und schlugen die Österrei-^Hsaüdtcher bei Höchstädt (1703). Im folgenden Jahre eilten Marlborough, der 1704. Führer der Engländer, und Prinz Eugen aus den Niederlanden und vom
Mittelrhein herbei und brachten auf dem gleichen Schlachtfelde den Franzosen eine bedeutende Niederlage bei. Der Kurfürst von Baiern floh über den Rhein und verfiel der Reichsacht, ebenso sein Bruder, der Erzbischof von Köln.
Lusstand 1705 starb Kaiser Leopold, und sein Nachfolger Joseph I (1705—1711) ließ
der Baiern. die Geächteten und ihre Länder die ganze Schwere seiner Rache empfinden. Die Strenge der österreichischen Beamten in Baiern veranlaßte einen gefährlichen Aufstand. Unter dem tollkühnen Studenten Meindl griff das Volk zu den Waffen; es wollte „lieber bairisch sterben als österreichisch verderben", aber unterlag trotz aller Anstrengung.
Nach der Schlacht bei Höchstädt war Marlborough nach den Niederlanden zu-
Grftart°3 rückgekehrt, Eugen zog nach Italien. Es schien, als sei der Krieg zu Ende; auch
in Madrid. roar b£r österreichische Erzherzog Karl, welcher Eatalonien und Navarra unterworfen hatte, (1706) in Madrid eingezogen. Allein er mußte sich bald wieder
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Extrahierte Personennamen: Karl_Ii Karl Joseph Ferdinand von
Baiern Ferdinand Karls Leopold_I. Ludwigs Ludwigs Philipp_von_Anjon Philipp Karl_Ii_Ludwig_Xiv Karl Ludwig Philipp_V. Philipp_V. Leopold Leopold Ludwigs Ludwigs Leopold Leopold Eugen_von_Savoyen Eugen Martin_Sterzinger Marlborough Eugen Eugen Leopold Leopold Joseph_I Meindl Marlborough Eugen Eugen Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spanien Frankreich England Holland Karls Frankreich Madrid Madrid Spanien England Holland Brandenburg Italien-Italien Baiern Tyrol Niederlanden Baiern Rhein Baiern Baiern Niederlanden Italien Madrid Navarra Madrid
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des Tridentin er Concils ohne Einwilligung der Stände erhöhten das Misvergnügen und die Abneigung gegen die Herrschaft des Königs. Vergeblich machten die angesehensten Männer, wie Wilhelm von Oranien und die Grafen Egmontund Hoorn^, eompto, Vorstellungen bei dem Könige. Da schlossen eine Anzahl Adlige 1566 einen Com- ^6^« pro miß zur Vertheidigung der Privilegien der Niederlande. 400 an der Zahl überreichten sie der Statthalterin eine Bittschrift, worin sie um Abstellung ihrer Beschwerden baten (die Geusen*). Bald darnach entstand eine Bewegung unter dem reformirten Pöbel. Ueber all überfiel man ^Kirchen und Klöster, schändete die Altäre und heiligen Gefäße und zertrümmerte die Heiligenbilder. Der Aufruhr ward zwar bald gestillt. Nichts destoweuiger sandte Philipp den durch seine Grausamleit und seinen Ketzerhaß gefürchteten Hcrzog von Alba mit einer spanischen Armee und veranlaßte dadurch 100,000 Menschen auszuwandern. Auch der Prinz von Oranien und viele angesehene Herren verließen das Land; sie ahnten Philipps grausame Absichten und warnten ihre Freunde. Die Grafen Egmont und Hoorn fühlten sich zu sicher. Kaum hatte der schwarze Herzog seinen Einzug in Brüssel gehalten, so begann er, die Reformirten und die Anhänger der nationalen Partei aufs grausamste zu verfolgen. Jeden Tag erfolgten Hinrichtungen, aber seine machte bc$U£m°9e einen so erschütternden Eindruck, als die der Grafen Egmont und Hoorn, welche 00n 9tt6a-Alba des Hochverrats beschuldigt hatte (1568). Margaretha legte hierauf ihre Statthalterschaft nieder. Der Herzog von Alba aber schattete um so eigenmächtiger und erbitterte das Volk durch Ausschreibung willkürlicher Steuern, die Verkehr und Handel hemmten. Während die Stände gegen diese harten Auflagen protestirten, schlossen die Krämer, Fischer. Bäcker, Brauer und Handelsleute ihre Geschäfte. Der Abfall btr Unwille war allgemein. Da kam die Nachricht an, daß die Meergeusen sich mit ihren Kaperschiffen der Seestadt Briel bemächtigt hätten. Vergebens suchten die von
Spanier sie daraus zu vertreiben. In kurzer Zeit ergriff der Ausstand die Provin- ®panitn-
zen Geldern, Oberysftl und Friesland. Der Prinz von Oranien stellte sich als königlicher Statthalter an ihre Spitze. Jetzt' erhielt Alba die erbetene Entlassung; sein Nachfolger Zuniga y Reqnefens, war entschieden milder und gemäßigter, aber die Unterhandlungen führten zu keinem Resultat. Deshalb dauerte der Krieg fort, den weder Requesens noch sein Nachfolger Don Juan d'austria, der Besieger der Türken bei Lepanto (1571), beenden konnte. Musterhaft hielten sich Leyden und Hartem, schändlich wütheten die spanischen Söldner im eigenen Lande.
Glücklicher war der 4. Statthalter, Alexander Farnese, der Sohn Margarethas von Parma. Als eifriger Katholik wußte er die katholischen südlichen Provinzen für sich zu gewinnen, während Wilhelm von Oranien die 7 nördlichen Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Gröningen, Friesland und Oberyssel in der Union zu Utrecht einigte (1579). Philipp Ii. erklärte den Prinzen von Oranien in die Acht, und eben als die vereinigten Staaten von Holland ihn zu ihrem Oberhaupte ernennen wollten, fiel er in Delft durch einen Meuchelmörder Balthasar Gerard (i584), welcher den auf Wilhelms Kopf gesetzten Preis von 25,000 Goldgulden verdienen wollte. Während nun die belgischen Provinzen nach der Reihe zum Gehorsam zurückgeführt wurden, erlangten die holländischen unter dem Prinzen Moritz von Oranien immer mehr Selbständigkeit. Sie hattten sich anfangs unter den Schutz der Königin Elisabeth von England gestellt; ihrem Streben, sich eine unumschränkte Herrschaft über die vereinigten Staaten zu verschaffen,
*) Ihr Wahlspruch war: „Treu dem König, bis zum Bettelsack!"
Cassian, Handb. d. Gesch. g. Aufl.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Philipp Philipp Philipps Margaretha Fischer Lepanto Alexander_Farnese Alexander Margarethas_von_Parma Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Philipp_Ii Philipp Balthasar_Gerard Wilhelms Moritz_von_Oranien Elisabeth_von_England Cassian
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Friesland Holland Seeland Utrecht Friesland Holland Delft
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widersetzten sich Prinz Moritz und der staatskluge Großpenfionnär von Holland I o* hann von Old enbarneveld so entschieden, daß die Königin ihren Plan aufgab. Seitdem vereinigten sich mehrere glückliche Umstände, welche den vereinigten Untergang Staaten die Unabhängigkeit sicherten. Philipp Ii. sing kurz darauf Krieg mit Eng-der Armada land an und verlor die große Armada, welche unter dem Oberbefehl des Herzogs 1588‘ Medina S idonia ausgesandt worden war (1588), und mischte sich auch in die französischen Thronstreitigkeiten nach Heinrichs Iii Tod, in denen er ebenfalls den Kürzeren zog. Dadurch ward es Moritz möglich, die Spanier aus einer Stellung nach der andern zu vertreiben, besonders da nach Alexanders Tod untüchtige Statthalter die Führung der Spanier übernahmen. 1609 mußte Spanien den 7 vereinigten Staaten einen zwölfjährigen Waffenstillstand gewähren; nach Ab-2,ie lauf desselben versuchten die Spanier noch einmal das Kriegsglück, vermochten aber batavische die Unabhängigkeit der Niederländer nicht mehr zu stören, welche im Westphäli-wird"an-r- schen Frieden (1648) förmlich ausgesprochen wurde. Moritz von Dramen blieb rannt 1648. biz zu seinem Tode (1615) Statthalter der vereinigten Staaten, welche bis 1806 ihre republikanische Constitution bewahrten und eine Bebeutcnbe Seemacht würden, wirb 1640 Philipp Ii. hatte 1580 bei dem Aussterben des Burgunbischen Mannesstammes ständig. bas Königreich Portugal gewonnen, aber auch hier machte sich das spanische Regiment so grünblich verhaßt, daß Portugal unter Johann von Braganza sich von Spanien wieber lossagte (1640). Philipp starb 1598. Das Andenken, welches er hinterlassen hat, ist kein beneidenswerthes.*)
4. Die Reformation in England.
Heinr. Viii. Heinrich Viii. (1509—1547), ein Mann von geistigen Fähigkeiten, aber auch die°rsmische wollüstigem, herrschsüchtigem und blutdürstigem Charakter, dem der Cardinal W 0 l s eg als Mich-, Rathgeber zur Seite stand, schrieb gegen Luther ein Buch, worin tr die 7 Sakramente der römischen Kirche vertheidigte, und erhielt dafür vom Papste den Titel „Vertheidiger des Glaubens". Als er sich aber von seiner Gemahlin, Katharina von Aragonien, einer Tante Karls V., scheiden lassen wollte, um ein Hof-fräulein, Anna Boleyn, heirathen zu können, versagte ihm der Papst die Scheidung. Heinrich erklärte sich darauf als Oberhaupt der englischen Kirche und seine erste Ehe für ungiltig. Der greise Bischof Fisher von Rochester und der Kanzler Thomas Morus, der Nachfolger Wolsey's, weigerten sich, den König als lagt stch Oberhaupt der englischen Kirche anzuerkennen, und wurden deshalb hingerichtet ihr los,0535)^ Hierauf ließ Heinrich durch den Erzbischof Thomas Cranmer von Canterbury die Reformation in seinem Sinne durchführen. Sie beschränkte sich darauf, daß der König als Oberhaupt der Kirche an die Stelle des Papstes trat; die Lehre der katholischen Kirche wurde sonst fast in allen Stücken, der Brotverwandlung, der Messe, Ohrenbeichte rc. aufrecht gehalten. Nur die Klöster hob Heinrich auf, «. führt ftinezog ihre Güter ein und befand sich in kurzer Zeit im Besitze alles Eigenthums der ^Mrche"mit^Kirche in England. Die neue Ordnung wurde in 6 Artikeln festgestellt und gegen «kwalt ein. Katholiken und Protestanten mit den härtesten Strafen aufrecht erhalten; es starben an 1000 Personen unter Heinrichs Regierung auf dem Schaffst, weil sie im
*) Sein Sohn Don Carlos, ein stürmischer, unbeugsamer, ehrgeiziger Charakter, welcher dem Vater nach dem Leben getrachtet haben soll, war gefangen gesetzt worden und 1568 eines natürlichen Todes im Gefängnis gestorben.
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Extrahierte Personennamen: Moritz Philipp_Ii Philipp Heinrichs Moritz Alexanders Philipp_Ii Philipp Johann_von_Braganza Johann Philipp Philipp Heinrich_Viii Heinrich Rathgeber Katharina_von_Aragonien Karls_V. Karls_V. Anna_Boleyn Heinrich Heinrich Fisher Thomas_Morus Heinrich Heinrich Thomas_Cranmer_von_Canterbury Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Carlos
Extrahierte Ortsnamen: Holland Medina Heinrichs Alexanders Spanien Burgunbischen_Mannesstammes Portugal Portugal Spanien England England
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drückt hätte, gerieth bald in Zwiespalt mit ihrem Volke. Dies sah niemand lieber als Elisabeth, welche wohl wußte, daß die Katholiken in England Maria als die rechtmäßige Königin betrachteten. Auch hatte sie es nicht vergessen, daß Maria und ihr Gemahl auf Zureden der Herzoge von Guise Titel und Wappen der englischen Könige angenommen hatten. Maria vermählte sich 1565 mit Heinrich Darnley, welcher zu roh, trotzig und beschränkt war, als daß die Ehe eine glückliche hätte werden können. Nachdem Heinrich Darnley den Günstling Marias, den Sänger David Rizio 1566 ermordet, dachte Maria an Rache. Darnley erkrankte und flog mit dem Landhaus, das er bewohnte, in die Luft. Man beschuldigte die Kögm, diese That veranlaßt zu haben, und sie bestärkte den Verdacht durch ihre Vermählung mit dem als Mörder angeklagten Grafen Jakob Bothwell. Der schottische Adel nöthigte den Grafen zur Flucht und Maria zur Abdankung. Sie entsagte zu Gunsten ihres Sohnes, wurde aber gefangen gehalten. Mit Hilfe des Lord Douglas entkam die Königin aus ihrem Gefängnis und suchte mit Gewalt die Krone wieder zu erlangen. Allein sie wurde besiegt und floh nach England. Die Königin Elisabeth haßte in Maria die Thronberechtigte, die Katholikin und das schöne Weib und ließ sie einkerkern. Mehrere Versuche der Katholiken, des Herzogs von Norfolk und des Grafen von Westmoreland, Maria zu befreien, scheiterten. Vergeblich verlangten der Papst und der König von Frankreich Marias Freilassung. Der Versuch Thomas Babington's, die Königin Elisabeth zu ermorden, entschied endlich das Schicksal der gefangenen Königin. Maria ward nach dem Schlosse Fotheringhay gebracht, vor Gericht gestellt und zum Tode verurtheilt. Nach langem Zögern unterschrieb Elisabeth das Todesurtheil; es wurde ohne ihr Wissen tm^jtoege vollzogen 1587. Der Tod Mariens, die wachsende Macht Englands zur
mit Philipp See, die Unterstützung, die sie den aufständischen Niederländern gewährte, die 1^88."^" abschlägige Antwort, welche Elisabeth dem Könige Philipp gab, als er um ihre Hand warb, so wie endlich die Aufforderung des Papstes, der ketzerischen Königin die Krone zu entreißen, veranlaßten jenen, England bcn Krieg zu erklären und die große spanische Armaba unter Führung des Herzogs Mebina Sibonia gegen die Ketzer auszusenben. Als Elisabeth von Philipps Plänen und Rüstungen Kunbe bekam, ließ sie eine rühmliche Thätigkeit auf den Wersten entfalten. Ganz England erhob sich mit Begeisterung gegen die drohende Gefahr. Die Admirale Howard, Drake, Hawkins und Frobisher schlugen mit ihren leichten Schiffen die spanischen Kolosse. Medina Sibonia mußte den Rückweg um Schottland nehmen und verlor durch Sturm und Klippen den größten Theil der unüberwindlichen Flotte. Der Krieg dauerte noch einige Jahre fort, zum großen Nachtheile für Spaniens Handel und feine Kolonien in Amerika. Seit jener Zeit stieg Englands Macht zur See immer mehr, wenn auch zunächst Holland noch die erste Stelle einnahm. 1583 bildete sich die erste Handels - Gesellschaft nach der Levante, 1586 legte Walther Raleigh die ersten englischen Kolonien in Nordamerika an, und 1600 empfing die ostindische Handelscompagnie ihr erstes Privilegium.
Franz Dacon Unter Elisabeths Regierung nahmen neben dem nationalen Leben auch Kunst Jberutam und Wissenschaft einen höheren Aufschwung. Franz Bacon von Verulam (fl624), zu den höchsten Ehrenstellen erhoben, zuletzt wegen schwerer Vergehen hart gestraft, zeichnete sich durch feine Forschungen auf dem Gebiete der Philosophie und der Naturwissenschaften aus und bewies, daß die Beobachtung der Natur der einzige Weg zur Wahrheit und zur Erkenntnis der Dinge sei. Da er von Mathematik sehr wenig verstand, so bekämpfte er die große Entdeckung der Lehre des Nico laus
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Maria Maria Maria Heinrich_Darnley Heinrich Heinrich_Darnley Heinrich Marias David_Rizio David Maria Maria Darnley Jakob_Bothwell Maria Douglas Maria Maria Maria Marias Thomas_Babington's Elisabeth Maria Maria Elisabeth Philipp Philipp Philipp Elisabeth_von_Philipps Philipps Hawkins Walther_Raleigh Franz_Dacon_Unter_Elisabeths Franz Franz_Bacon Franz Nico
Extrahierte Ortsnamen: England_Maria Marias Maria England Maria Norfolk Frankreich_Marias Mariens Englands Philipp_See England England Drake Medina_Sibonia Schottland Spaniens Amerika Englands Nordamerika
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landet feien, erklärte er: Die Dynastie von Neapel hat aufgehört zu regle, ten" General Massena erhielt Befehl, Neapel zu erobern und des Kaiser«
Bruder Joseph als König einzusetzen. Sein Bruder Ludwig erhielt Holland, der Marschall Berthier das Herzogthum Neufchatel, Murat, erst Koch, dann General und Schwager Napoleons, das Großherzogthum Cleve und Berg, der Fürst Borghese Guastalla; allen ward Abhängigkeit vom Kaiser auferlegt. Sein Wille war höchstes Gesetz. Spione meldeten, wer anders handelte. Der Nürnberger Buchhändler Palm hatte eine Schrift „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung" versandt; er ward erschossen (1806).
Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen hatte an den Kämpfen gegen Napo, leon nicht Theil genommen und von Napoleon für Cleve und Berg das Könrg-reich Hannover erhalten, welches die Engländer hatten räumen müssen. Durch mit Napo-
die Stiftung des Rheinbundes ward Preußen über Napoleons Pläne klar. Als 18°6-
dieser Hannover wieder an England abzutreten Miene machte und Preußen aus mancherlei Weise beleidigte, verband sich Friedrich Wilhelm Iii. mit England und Schweden, und erhielt auch von Rußland die Zusage seines Beistandes. Es erfolgte die Kriegserklärung. Napoleon verstärkte seine Truppen in Süddeutschland, und nach einigen kleinen Gefechten, namentlich bei Saalfeld, worin der Prinz Louis Ferdinand von Preußen fiel, kam es zur entscheidenden Schlacht bei Jena und Auerstädt (1806). Der Geist Friedrichs des Großen war aus dem
preußischen Heere verschwunben; im Hauptquartier herrschte große Unorbnung, und
der Oberbefehlshaber, Herzog Ferdinand von Braunschweig, war über die Bewegungen des Feindes ganz im Unklaren. Mit großer Uebermacht besiegte Napoleon selbst die tapfer fechtenden Preußen unter dem Prinzen von Hohenlohe bei Jena, währenb Marschall Dav o ust über den Herzog von Braunschweig, der gleich am Anfange bet Schlacht durch einen Schuß das Augenlicht verlor, bei Auerstädt die Obethanb behielt. Das preußische Heer war vernichtet; die einzelnen Abtheilungen streckten die Waffen. Nur der Reitergeneral Blücher schlug sich bis nach Lübeck durch, wo er sich ehrenvoll ergab. Berlin war nicht zu halten; der König rettete den Hebertest seines Heeres nach Ostpreußen. Alle Festungen, mit Ausnahme von Graubenz und Cotberg, wo Schill, Gneifenau und bet Bürgermeister Nettelbeck sich mit Ruhm bebecften, ergaben sich unerklärlich rasch.
Von Berlin aus veröffentlichte Napoleon jenes bekannte Dekret, wonach er Di« Conti-Großbritannien in Blokabezustanb erklärte, allen Handel und Briefwechsel mit Eng-lanb verbot, und alle englische Waare für gute Prise erklärte. Durch spätere Erlasse warb das System der Kontinentalsperre noch weiter ausgebilbet.
Friedrich Wilhelm Iii. suchte den Frieden von Napoleon durch große Opfer zu Rußland erlangen; allein vergeblich Er sah sich zur Fortsetzung des Kriegs genöthigt «nb«Jttgj“|*
vereinigte sich mit den Russen. Bei Ey lau (1807), warb nichts entschieben; aber Napoleon
bei Frieblanb siegte Napoleon so entschieben, daß Rußlanb Friebensanträge aen"
stellte. Auf einem Floße mitten im Niemen, unweit Tilsit, kamen bcibe Kaiser und Friedrich Wilhelm zusammen. Hier warb für Preußen der empfmbüche Tilsiter Frieden abgeschlossen, wonach es seine Länber zwischen Rhein und Elbe, sowie alle seit 1772 gewonnenen polnischen Provinzen abtreten mußte. Aus den ersteren bilbete Napoleon das Königreich Westphalen mit der Hauptstabt Kassel und belehnte bamit seinen Bruder Jerome, aus den letzteren das Großh er zogthum Warschau, we-ches der König von Sachsen erhielt. Rußlanb und Preußen erkannten den Rheinbund und die Brüder Napo l eo ns als Könige att.
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Extrahierte Personennamen: Massena Joseph Ludwig Ludwig Marschall_Berthier Napoleons Cleve Nürnberger_Buchhändler_Palm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleons Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon Louis_Ferdinand_von_Preußen Ferdinand Friedrichs Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Napoleon Hohenlohe Graubenz Schill Nettelbeck Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Napoleon Rußlanb_Friebensanträge Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Neapel Holland Napoleons Hannover Napoleons England England Schweden Saalfeld Jena Jena Braunschweig Berlin Cotberg Berlin Tilsit Rhein Warschau Sachsen Rheinbund
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der einzelnen Staaten möglichst zu beschränken und an die Stelle des Staatenbundes den centralisirten Bundesstaat zu setzen. Als 1860 der Republikaner Abraham Lincoln zum Präsidenten gewählt ward, ergriffen die Südstaaten in der Voraussicht entschiedenen Vorgehens der Nordstaaten die Initiative durch den Austritt aus der Union und constituirten sich (Februar 1861) als „conföderirte Staaten" unter der Präsidentschaft von Jesserson Davis. Anfänglich schien das Glück den Süden zu begünstigen, der sich auf die drohende Krisis vorbereitet hatte, wohlorga-msirte Heere unter vorzüglichen Führern (Beauregard, Lee, Johnston, Stonewall, Jackson) besaß und alle seine Krast für Erreichung feiner Zwecke einsetzte, während auf Seiten der Nordstaaten anfänglich die Widerstandskraft des Feindes unterschätzt und daher nicht energisch genug vorgegangen wurde. So blieb im Anfange der bevölkerungs- und mittelreichere Norden, her zudem zur See übermächtig war, auf die Defensive beschränkt und erlitt ansehnliche Verluste. In demselben Grade aber, als bei den Nordstaaten die Erkenntnis der Bedeutung des Kampfes und die Bereitwilligkeit zu ausdauernder Anstrengung zunahm, wuchs auch der Erfolg, so daß schon Ende 1862 die Eonföderirten durch die energischer und weniger vereinzelt wirkenden Unionsheere überall zurückgedrängt waren (Mac Elellan, Halleck, Burnside, Hooker, Meade). Die Mittel des Südens drohten sich zu erschöpfen, und nur der Tüchtigkeit seiner Generäle verdankte er auch noch im Jahre 1863 und zu Anfang des folgenden Jahres einzelne nicht unbedeutende Erfolge; von da ab ward es immer gewisser, daß der Norden siegreich aus dem Riesenkampfe hervorgehen werde, namentlich seit der talentvolle General Grant an die Spitze der Nordstaaten-Armeen gestellt wurde. Die Bewegungen der Hauptarmee gegen Richmond wurde durch die sühnen und glücklichen Operationen des Generals Sherman im Süden unterstützt. Nach dem Verluste einer blutigen Schlacht (Ende März 1865) wurde Lee gezwungen, Richmond zu räumen und sich bald darauf (am 9. April) zu ergeben. Bald darauf kapitulirten auch die übrigen Armeen des Südens, die letzte am 25. Mai. Inzwischen war leider der überall geachtete und beliebte Präsident Lincoln in Washington im Theater das Opfer eines fanatischen Meuchelmörders, der Staatssecretär Seward von einem anderen Verschworenen verwundet worden (14. April). An die Spitze der wieder vereinigten Republik trat der bisherige Vicepräsident Andreas Johnson. Im März 1866 nahm der Eongreß von Washington das Gesetz an, welches allen Bürgern der Union ohne Unterschied der Race gleiche Rechte sicherte. Nach Johnson ward der General Grant zum Präsidenten der Republik erwählt. Die Ruhe ward nicht gestört und Amerika fand Zeit, sich durch erneuerte Thätigkeit von den Wunden, die ihm der Krieg geschlagen hatte, zu erholen. Die ungeheure Schuldenlast zu vermiudern, das Finanzwesen zu ordnen und den Staat zu rcorganisiren, war seitdem die Aufgabe der amerikanischen Staatsmänner.
Wie alle Staaten des mittleren und südlichen Amerika's hatte M exiko seit seiner Trennung von Spanien an innerer Zerrüttung und fortwährenden Unruhen zu leiden. Im Jahre 1858 siegte der aus einem alten Aztekengeschlechte stammende Juarez über die konservative Partei und wurde zum Präsidenten der Republik erhoben. Die neue Regierung fand die Staatskassen erschöpft, die Schuldenlast aus's äußerste vermehrt. Sie griff zu dem Mittel die Kirchengüter einzuziehen, die Zölle zu verdoppeln und die Zinszahlung der in England aufgenommenen Schuld auf zwei Jahre zu verschieben. Hierauf bewog Spanien, durch die Wegnahme eines spanischen Schiffes von Seiten der Mexikaner beleidigt, die Regierungen vonfrank-
Meriko.
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